Yuan? Lieber nicht
- asia arab monitoring
- 11. Juni 2024
- 2 Min. Lesezeit
Finanzen und Propaganda passen nicht zueinander, zu nervös reagieren etwa Börsen auf übertriebene Nachrichten. Seit Jahren versucht die Volksrepublik lautstark die Internationalisierung des RMB voranzutreiben. Auch in den Beziehungen zu Staaten des Mittleren Ostens spielt dies eine Rolle. Mit Ägypten, mit seinen erheblichen Devisenschwächen, Saudi Arabien, dem mit Sanktionen belegten Iran und anderen wurde in den vergangenen Jahren immer wieder versucht, den Yuan im bilateralen Handel aufzuwerten (in diesem Blog wurden verschiedentlich auf die Schwächen der Bemühungen hingewiesen). Eine neue Studie der Pekinger Volksuniversität zur grenzüberschreitenden Nutzung der chinesischen Währung (2024年第一季度跨境人民币观察报告) zeigt die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit auf.
Die Analyse der parteinahen Universität beschreibt die Skepsis und reale Hürden von Unternehmen ihre Geschäftsaktivitäten auf Yuan umzustellen. Eine Reihe von Gründen, etwa generell Restriktionen bei Devisentransfers etc., werden angeführt. Nicht thematisiert wird das Vertrauen in die eigene Währung und das streng kontrollierte Finanzsystem überhaupt. Die Immoblienkäufe reicher Chinesen im Ausland nach dem jüngsten Wertverfall im Baugewerbe könnten Hinweise geben.
Die offiziellen Parteimedien entnehmen der Analyse positive Aspekte. Der Yuan habe Gelände, bei dem als 'Finanzkrieg' wahrgenommenen Thema (auch der Begriff der 'Nutzung des RMB als Waffe' taucht immer wieder auf), gewonnen. Mit Blick auf den Handel mit Russland ist das sicherlich der Fall, wenn auch nicht aufgrund der Stärke des RMB sondern als Ergebnis von Sanktionen. Bei der gestiegenen Kreditvergabe in Yuan an ausländische Staaten geht es auch darum, dass dortige Verbindlichkeiten an chinesische Unternehmen überhaupt noch bedient werden können.
Die Studie der Volksuniversität weist indirekt auf verschiedenen Tendenzen hin. Das Interesse an der Internationalisierung des Yuan ist in der Praxis aus verschiedenen, unterschiedlichen Gründen gering. Sie ist ein geopolitisches Prestigeprojekt, das seit dem Machantritt Xi Jinpings an Bedeutung gewonnen hat. Die martialische Sprache, die das Projekt begleitet, entspricht einem erkennbaren Maß an Rücksichtslosigkeit bei der Verfolgung eigener Interessen. Die westliche Sanktionspolitik flankiert unbeabsichtigt diese Strategie, in dem sie eine zunehmende Anzahl von Staaten von Alternativen ausschließt.
(Ähnlich auch Beitrag im Kundenportal vom September 2023 zum BRICS- Gipfel)
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