Cosco und der Hamburger Hafen - Eine leicht irreführende Diskussion
- asia arab monitoring
- 26. Okt. 2022
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Deutsche Medien und das Wirtschaftsministerium sehen die Investitionen des chinesischen Transportunternehmens Cosco kritisch und befürchten eine zu große Abhängigkeit von dem Staatsunternehmen des autoritär geführten Staates. Die Bedenken sind nicht von der Hand zu weisen; was an der Diskussion jedoch fehlt, ist die Beschäftigung mit der Frage, weshalb ein derartige Situation überhaupt eintreten konnte. Die in Hafeninfrastruktur investierenden chinesischen global player wie Cosco oder China Harbour haben über ihre zahlreichen Projekte, darunter eine ganze Reihe von Anlagen in Staaten des Mittleren Ostens (Abu Dhabi, Duqum, Jizan, Ain Sukhna, Port Sudan etc.) mittlerweile eine ernstzunehmende und wahrscheinlich schon konkurrenzlose Expertise. Selbst das in der Vergangenheit vielfach kritisierte Projekt der chinesischen Modernisierung des Hafen von Piräus wird als Erfolg gewertet. Dass China sich diese Marktstellung in den vergangenen zwanzig Jahren durch eine besondere 'staatskapitalistische' Wirtschaftsstrategie erwarb, mag Anlass zu Kritik sein, ändert jedoch wenig daran, dass westliche Staaten sich mittlerweile schwer tun, der Risikobereitschaft und den Managementfähigkeiten dieser chinesischen mit an der Weltspitze stehenden Staatsparteifirmen bei Großprojekten Paroli zu bieten. An einer Strategie, dies mit Verboten und Einschränkungen zu kontern, dürften Zweifel erlaubt sein. Als in den 1990er Jahren die USA die Stahlindustrie der 'Japan Inc' mit Importbeschränkungen bremsen wollte, führte dies zu Preiserhöhungen bei amerikanischem Stahl und zur komparativen Preisnachteilen in anderen Industriebereichen. Um eigene Wohlstandverluste zu vermeiden, wäre eine offene und eigene Defizite berücksichtigende Debatte dringend notwendig.
Das Beispiel aus den 1990er betrifft ein anderes Wirtschaftssegment. Der Markt reagierte auf eine Verknappung von Ressourcen und die Preise stiegen. Bei einer Beteilung an einer Infrastruktur stehen wohl eher volkswirtschaftliche Aspekte im Vordergrund. Ein weiteres Thema wäre der Verkauf von Technologiefirmen. Im Rahmen der Globalisierung und damit dem "freien" Markt ausgeliefert, muss schon darüber nachgedacht werden wie sich eine Volkswirtschaft aufstellen will. Ein Naturgesetz besteht aber ohne jede Beteiligung von Menschen immer: Wer nicht gewinnt kann untergehen.