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TICAD versus FOCAC

  • asia arab monitoring
  • 24. Aug.
  • 3 Min. Lesezeit


Hierzulande eher weniger beachtet fand ab dem 20. August in Japan (Yokohama) die 9. Afrikakonferenz (TICAD) statt. Ursprünglich von Tokio erstmals 1993 weit vor vergleichbaren Formaten anderer Staaten initiiert, griff die Volksrepublik dies später auf, was seinerseits aufgrund des Bedeutungszuwachs Pekings in Afrika zuletzt die USA und die EU mit entsprechenden Programmen auf den Plan rief. An der TICAD lässt sich zugleich gut erkennen, weshalb Alternativen zum chinesischen Vorgehen in Afrika wenig planvoll und eher halbherzig erscheinen. Im Falle der EU ist immerhin der Internetauftritt zu der ‚EU-Africa-Strategy‘ beeindruckend und professionell.


Die positiven Bewertungen der TICAD 2025 vorab: Die japanische Regierung sagte insgesamt sieben Milliarden USD für Afrika in Form von zwei Programmen zu und stellte eine Strategie vor. Das Angebot zur Ausbildung von 30.000 AI-Experten kam hinzu. Der japanische Ministerpräsident sprach davon, die verborgenen Kapazitäten des riesigen afrikanischen Marktes zu nutzen. Im Vergleich zu der letzten Konferenz in Japan vor sechs Jahren (2022 fand sie in Tunis statt) waren mit 49 Staaten drei weniger vertreten. Dreiunddreißig Staats-/Regierungschefs nahmen teil, neun weniger als 2019. Japans Ruf in afrikanischen Ländern ist generell gut; damit verbindet sich in den Kommentaren die Hoffnung, dass Tokio gegenüber Peking Alternativen bieten könnte. Bedeutung und Qualität der japanischen Unterstützung wurden dem Gastgeber von verschiedenen Seiten bestätigt.


Eher weniger im Fokus stehen andere Aspekte: Während im Rahmen des chinesischen Gegenstücks (FOCAC September 2024 - Forum on China–Africa Cooperation) Xi Jinping zahlreiche afrikanische Staatschefs (darunter auch die bei TICAD gemiedenen Putschisten aus dem Sahel) teilweise mehrfach innerhalb eines Jahres traf, stellt sich in Japan die Frage, ob der im Herbst letzten Jahres angetretene Premierminister Ishiba nach den für die Regierungskoalition aus LDP und Komeito verlustreichen Oberhauswahlen bei einem außerordentlichen Parteitag im Oktober ersetzt wird. Mit vier Regierungschefs seit 2019 und vor einer möglichen Regierungsumbildung im Herbst erinnert die Situation an eine alte ‚Krankheit‘ Japans, bei der sich westliche Politiker die Namen ihrer Counterparts nicht merken konnten, weil sie zu schnell wechselten.


Selbst in Japan überlagert TICAD eine Reihe anderer Themen, die wichtiger erscheinen. Die Berichtserstattung zum Gedenken des Zweiten Weltkriegs füllt seit Tagen die Medien, sowie die Gespräche zur Ukraine und natürlich ein möglicher Regierungswechsel, nachdem LDP und Komeito in keinem der beiden Häuser über eine Mehrheit verfügen. Innenpolitisch sorgt das Erstarken einer Partei namens Sanseito für Aufsehen, die mit einer tendenziell ausländerfeindlichen Agenda vierzehn Mandate errang und mit ihrer ‚Japan-First‘-Ideologie offensichtlich Teile der Bevölkerung anspricht, die eher Abschottung favorisieren. Dabei liegt der Ausländeranteil in Japan bei zwei Prozent und die Zahl der anerkannten Flüchtlinge 2024 bei 190 Personen (Quelle ChatGPT).


Der Hinweis auf die verborgenen Kapazitäten des afrikanischen Kontinents verknüpft mit den während derartiger Konferenzen naturgemäß geäußerten Erwartungen übergeht andere Entwicklungen. Während die chinesischen Exporte nach Afrika seit 2010 im Prinzip kontinuierlich wachsen (von 50 Mrd auf fast 300 Mrd 2024), stagnieren die japanischen seit etwa 2019 nach jährlichen Steigerung zuvor. In jedem Fall übersteigt der relative Anstieg der chinesischen Exporte nach Afrika den japanischen deutlich. Hinzu kommt, wie es ein afrikanischer Kommentator beschrieb, dass sich japanische Unternehmen (die Ishiba aufforderte in Afrika aktiver zu sein) vergleichsweise und nachvollziehbar risikobewusst verhalten und damit ganz anders als die chinesischen parteistaatlichen Megaunternehmen, die sich weniger Gedanken um Verluste machen müssen, während sie zudem weitreichende Staatsziele wie die Seidenstraßeninitiative verfolgen. Salopp formuliert trifft japanische soft power auf chinesische Schnellbahntrassen.


Während also wie auch Initiativen gegenüber den ASEAN Japan der Ideengeber für derartige Formate war, hat die Volksrepublik sie aufgegriffen und systematisch ausgebaut. Im Vergleich zu TICAD hat Peking gegenüber Afrika nicht nur Treffen von Staatschefs initiiert, sondern diese auf anderen Ebenen wie Wirtschaft und Verteidigung ausgebaut und einen Prozess geschaffen, der auf kontinuierliche Vertiefung persönlicher Beziehungen setzt, erleichtert zudem durch den Umstand, dass weder in der Volksrepublik noch in vielen afrikanischen Ländern sich autoritäre Regierungschefs (echten) Wahlen stellen müssen.Wenn man von Nachhaltigkeit spricht, dürfte dies am ehesten auf das chinesische Vorgehen zutreffen1.





1 (Der letztgenannte Punkt lässt sich gut an den chinesisch-ägyptischen Beziehungen ablesen. Siehe: Von der Nähe zweier stolzer Hochkulturen https://www.ispsw.com/wp-content/uploads/2025/05/1127_Roehling.pdf)

 
 
 

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