Chinesische E-Autos made in Brandenburg?
- asia arab monitoring
- 3. Okt.
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Medien hierzulande und in der Volksrepublik China1 berichteten im letzten Monat über Pläne des chinesischen Haushaltsgeräteherstellers Dreame (追觅科技), eine Fabrik für E-Autos in Deutschland aufzubauen. Auch Brandenburg sei als Standort im Gespräch. Ende 2027 sollen die ersten Fahrzeuge vom Band laufen. Soweit die Ergebnisse eines Besuches des CEOs des Unternehmens in Deutschland. Hoffnungen auf die Schaffung von Arbeitsplätzen, ähnlich wie bei Tesla in Grünheide, schlossen sich an, aber auch Hinweise auf den existentiellen Preiskampf unter den zahlreichen Herstellern von E-Autos in der Volksrepublik, der bereits zu einer Reihe von Insolvenzen geführt hat.
Was in den Medien nicht auftaucht, sind die Vorwürfe von Patentverletzungen, denen sich das Unternehmen gegenübersieht, darunter insbesondere ein Streit mit Dyson2. Selbst in den Artikeln zu dem möglichen Standort in Deutschland ist davon die Rede, dass der geplante Fahrzeugtyp im Design an einen Bugatti Chiron3 erinnere, mit dem er konkurriere. Die Anlehnung von chinesischen Fahrzeugproduzenten an bekannte Designs insbesondere europäischer Marken, für die diese aufwändige Entwicklungsbüros unterhalten, ist ohnehin nichts Neues.
Die treibende Kraft hinter Dreame ist ihr CEO, Yu Hao (37 Jahre). Absolvent der prestigeträchtigen Qinghua Universität mit Studienschwerpunkt in Mechanics and Aerospace Engineering soll er laut der Webseite der Universität den ersten Quadrocopter Chinas gebaut haben4. Es war die Zeit, in der Chinas Drohnenentwicklung rasch an Fahrt aufnahm und zahlreiche einzelne Modell aus westlichen Ländern importiert wurden. Er sei auch der erste gewesen, der in der Universität eine Art ‚Produktionsstätte des Alls‘ (天空工场bzw skyworks5) errichtet habe. Seit der offiziellen Firmengründung von Dreame im Jahr 2017 konnte das Unternehmen rasch expandieren. Die Nähe zu wichtigen Risikokapitalgebern6 und Vertriebsstrukturen aus dem Umfeld von Xiaomi, die sich der Schaffung von nationalen chinesischen Marken verpflichtet fühlen, dürfte dazu entscheidend beigetragen haben. Bei dem Vorhaben in Deutschland soll laut Medienangaben die französische Bank BNP Paribas als Kooperationspartner involviert sein7, ohne dass dies durch offizielle Angaben bestätigt würde.
Einige Zweifel sind angebracht. Selbst im finanzstarken Saudi Arabien, das Strukturreformen forciert und eigenes Geld zum Aufbau von Produktionsstätten in die Hand nimmt, haben zwei bekanntere chinesische Firmen8 in den vergangenen zwei Jahren Verträge zu Produktionsstätten abgeschlossen. Sie konnten aufgrund von Konkurs oder Absatzschwächen nicht realisiert werden. Im Vergleich dazu sind die Überlegungen von Dreame angesichts des Kerngeschäftes des Unternehmens und der verschiedenen Vorwürfe und Klagen noch ambitionierter. Dass innerhalb der Volksrepublik eine Reihe von E-Auto- Produzenten in der nächsten Zeit den Konkurrenzkampf nicht überleben werden, wird auch von chinesischen Experten erwartet. Auch die neueste Zahlen von BYD zeigen für September einen Absatzrückgang in China von 5,5 Prozent9.
Der Wunsch, neue Industriearbeitsplätze in Deutschland zu schaffen, ist naheliegend. Wie auch bei anderen Großvorhaben in den letzten Jahren, die nicht realisiert werden konnten, ist dabei aber allein das Prinzip Hoffnung nicht ausreichend. Ob dieses E-Auto-Projekt eines chinesischen Newcomers tatsächlich kommt und überhaupt in die industriepolitische Landschaft Brandenburgs/ Deutschlands passt, ganz ungeachtet der Umweltgesichtspunkte, die bereits ebenfalls diskutiert werden, dürfte noch nicht klar sein.
2 Ein interessantes Beispiel zu den Vorwürfen zumindest von Ähnlichkeiten im Design: https://www.tiktok.com/@hwztech/video/7347146859816717576
3 https://www.blick.ch/auto/die-dreiste-bugatti-kopie-des-chinesischen-herstellers-dreame-id21257700.html
6 Darunter mit IDG Capital auch ein der frühesten Risikokapitelgebern Chinas, die bereits 1993 gegründet wurde.
8 Human Horizons, für das immerhin ein ehemaliger VW-Mitarbeiter verantwortlich war und Enovate Motors, deren Produktion bereits teilweise stillgelegt wurde.
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